Dass Strategiespiele heute nicht mehr so populär sind, wie noch in der 90er Jahren, darüber sind wir uns, glaube ich zumindest, alle einige. Doch wie steht es um dieses Genre? Sterben Strategiespiele aus?
Ich schaue mir die aktuelle Situation des Strategiespiel-Genres ein wenig genauer an und gehe dabei auf einige Studien ein.
Wie ist eure Meinung dazu? Hinterlasst gern einen Kommentar.
Inhaltsverzeichnis
Wer spielt eigentlich noch Strategiespiele?
Das ist eine gute Frage, denn manchmal hat man das Gefühl, dass Strategiespiele immer unpopulärer werden. Es gibt dazu auch Studien, die das nahelegen.
Doch ist das wirklich so und wie hat sich das Genre der Strategiespiele verändert?
Aktuelle Studie über Strategiespiele
Auf quanticfoundry.com ist vor ein paar Monaten eine neue Studie veröffentlicht worden, die sich um Strategiespiele bzw. um das strategische Denken und die strategische Planung von Spielern dreht.
Dabei wurden nicht nur aktuelle Auswertungen durchgeführt, sondern diese auch mit Daten aus über 9 Jahren verglichen, um die Entwicklung nachzuvollziehen. 1,7 Millionen Umfragen wurden dafür insgesamt getätigt.
Und die Ergebnisse sehen nicht so gut aus für unser Lieblings-Genre. Demnach sind fast alle Motivationen beim Spielen gleich geblieben im Vergleich zu 2015, nur das strategische Denken bzw. die strategische Planung ist deutlich weniger populär als noch vor 9 Jahren.
Der Wert ging von 50% auf 33% zurück und damit interessieren sich weit weniger Spieler und Spielerinnen für Strategiespiele.
Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Personen aus den USA kommen oder aus anderen Teilen der Welt. Auch das Geschlecht ist unerheblich. Der Rückgang ist überall zu sehen.
Gründe für den Rückgang
Was könnten die Gründe für diese Rückgang sein?
Da gibt es viele Spekulationen, auch in der verlinkten Studie. So wird vermutet, dass Social Media generell dafür gesorgt hat, dass die Menschen einfach weniger Geduld haben und die Aufmerksamkeitsspanne sehr kurz ist. Da fällt es vielen natürlich sehr schwer sich über einen langen Zeitraum mit strategischen Überlegungen zu beschäftigen.
Das wird in der Studie unter anderem mit Filmen verglichen, wo heute eine durchschnittlicher Kamera-Shot nur noch 4 Sekunden lang ist. Das waren mal fast 20 Sekunden.
Der Boom der Casual Games und generell die Popularität von Smartphones ist ebenfalls ein Aspekt, der oft herangezogen wird. Die Menschen werden dort quasi darauf „trainiert“ nur sehr kurze Aufmerksamkeitsspannen zu haben und sofortige Belohnungen zu bekommen.
Darüber hinaus sieht man eine generelle Entwicklung diesbezüglich in der gesamten Gesellschaft. In den USA sind laut einer aktuellen Studie 21% der Bürger über 18 Jahre Analphabeten. Zum Vergleich sind es in Deutschland nur 1%. Zudem verfügen 54% der US-Erwachsenen über eine Lese- und Schreibkompetenz unterhalb der sechsten Klasse. Das klingt schon dramatisch, erklärt aber auch einiges, was aktuelle politische Entwicklungen angeht.
Und auch wenn es natürlich keinesfalls so ist, dass nur Strategiespiele anspruchsvoll sind, so gehört dieses Genre doch eher zu jenen, die gewisse strategische Kompetenzen und tiefgreifendere Überlegungen erfordern.
Am Ende weiß aber niemand genau, was die Gründe dafür sind, dass strategische Skills bei Spielern zurückgehen. Ebenso unklar ist, ob das direkte negative Auswirkungen aus das Genre der Strategiespiele hat.
Sterben Strategiespiele wirklich aus?
Es sieht also nicht gut aus für Strategiespiele. Sterben Strategiespiele wirklich aus?
Ich denke nein und sehe auch kein wirkliches Problem für dieses Genre.
Man muss dabei bedenken, dass in den letzten 10 Jahren viel mehr Casual Spieler hinzugekommen sind. Es gibt heute insgesamt viel mehr Spieler, als noch vor 10 Jahren, gerade auf mobilen Plattformen. Insofern sind Strategiespiele wieder viel mehr in der Nische, aber absolut gesehen gibt es nicht automatisch weniger Spieler in diesem Genre.
So sieht die Spielerzahl-Entwicklung bei Civilization VI zum Beispiel wie folgt aus auf Steam:
Abgesehen vom Boom zum Launch des Spiels Ende 2016 sind die Spielerzahlen stetig gewachsen.
Noch stärker ist der Anstieg zum Beispiel bei Hearts of Iron IV, welches ebenfalls 2016 erschienen ist:
Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren kaum noch wirklich große Strategiespiele erschienen sind, wie man sie von früher kennt. Es gibt viel mehr mehr Mobile Strategy Games und auch viel mehr kleine Indi-Strategiespiele, deren Zahl sogar weiter ansteigt, wie man in dieser Prognose sehen kann.
Hinzu kommt, dass sich das Genre selbst ebenfalls verändert hat. Heute gibt es mehr kleinere Strategiespiel-Apps und auch wenn viele Core-Gamer diese nicht wirklich ernst nehmen, ist das auch ein Teil dieses Genres. Und es gibt Ableger wie MOBAs, die extrem populär sind und auf jeden Fall strategische Elemente haben.
Schaut man sich die Spielerzahlen bei Globalstrategiespielen (Steam) oder Rundenstrategiespielen (Steam) an, dann sind diese immer noch sehr ordentlich, auch wenn z.B. Shooter (Steam) weit mehr aktive Spieler haben.
Wie ist deine Meinung dazu?
Insgesamt würde ich deshalb sagen, dass Strategiespiele gerade nicht das populärste Genre sind und einige gesellschaftliche Entwicklung für komplexe Strategiespiele nicht gerade förderlich sind, aber deshalb stirbt das Strategiespiel-Genre nicht aus.
Die Art der Strategiespiele hat sich geändert, so dass oft mehr Wert auf kurzfristigere Planungen, Strategien und Belohnungen gelegt wird, aber insgesamt gibt es immer noch eine große Vielfalt im Strategiespiel-Genre, so dass jeder das Passende für sich finden kann.
Ich bin auf jeden Fall sehr begeistert, wie groß die Vielfalt an Strategiespielen heute ist und habe meine Liebe dazu wiedergefunden, nachdem ich als Jugendlicher schon ein großer Strategiespiel-Fan war.
Mich würde sehr interessieren, wie ihr das seht.
Sterben Strategiespiele aus oder sind sie nur einfach wieder mehr in die Nische gewechselt? Oder sind sie in euren Augen immer noch populär?